Fledermaus mit Tollwut auf Kita-Gelände im Saalekreis: 45 Kinder vorsorglich geimpft
Fledermaus mit Tollwut auf Kita-Gelände im Saalekreis: 45 Kinder vorsorglich geimpft
Im Bad Lauchstädter Ortsteil Milzau ist eine Fledermaus auf einem Kita-Gelände entdeckt worden. Im Labor wurde festgestellt: Sie war mit Tollwut infiziert. Kinder könnten das Tier angefasst haben. Betroffene Eltern sind besorgt, einige haben ihre Kleinen vorsorglich gegen die hoch ansteckende Viruserkrankung geimpft.
Die Tollwutimpfung ist kein Spaß. Aber in Anbetracht der Umstände definitiv das geringere Übel.
Absolut. Die Tatsache,dass sich 10 Familien trotz eindringlicher Empfehlung des Gesundheitsamts dagegen entschieden haben,ist mir vollkommen schleierhaft.
Ich gehöre zu den ganz wenigen Menschen in Deutschland die eine Tollwut Erkrankung schon mal live gesehen haben. (Nicht in DE,keine Sorge)
Das ist um es kurz zu machen eine der schlimmsten Arten wie man sterben kann. Und selbst bei intensivmedizinischer Behandlung zählt man die Überlebensrate nicht wie sonst in Prozent - sondern in Fällen. Jemals. (Niedrig zweistellig afaik) Und es ist kein schönes Überleben.
Das Kernproblem ist: Ab dem Zeitpunkt bei dem Symptome vorliegen ist ein Überleben bei so jungen Kindern nicht mehr möglich. (Dafür gefährden sie noch schön BehandlerInnen und Angehörige)
Das zweite Problem: Es reichen kleinste Hautverletzungen die mit dem Speichel eines infizierten Tieres in Kontakt gekommen sind. In Risikogebieten reicht schon "Fledermaus war nachts im.Zimmer" für eine Impfempfehlung.
Hier liegt imho auch die Crux. Die Kurzempfehlung dazu lautet: "Bei reinem Streicheln einer Fledermaus keine PEP(Post-Expositionsprophylaxe notwendig". Das ist so richtig - der Fachmann/die Fachfrau hat aber die Langversion gelesen und weiß,dass sich dies auf Erwachsene/größere Kinder, noch lebende Tiere und direkt Intervention, nicht mehrere Tage später bezieht - weil man eben nicht weiß,ob es kleine Wunden gab die zugewachsen sind mittlerweile.(Die alte Empfehlung lautete übrigens mal "auch wen. Fingernägel binnen der letzten 2 Tage geschnitten,nur um mal die Dimension aufzuzeigen). (Übrigens ist die Aussage bei Wikipedia,dass die PEP nur in den ersten 24h wirksam sei auch grob falsch. Sie ist in dieser Zeit nur quasi sicher wirksam. Die Angaben zur Inkubationszeit sind auch falsch...aber ich hab aufgegeben mich im deutschen Wikipedia einzubringen)
Das Problem dabei ist,dass sowas dann halt von,sorry, neunmal klugen Eltern gelesen wird die keinerlei medizinische Fachausbildung in diesem Bereich haben (und sowas ist noch nicht mal beim Waldwiesnkinderarzt richtig). Und die dann die falschen Schlüsse ziehen und sich in ihrer Impfabneigung bestätigt fühlen.
Dabei ist die PEP zwar unangenehm,aber sicher - bis auf allergische Reaktionen sind die meisten Nebenwirkungen extremst selten(noch seltener als bei normalen Impfungen) - und das Risiko/Nutzen Verhältnis so eindeutig, dass man die PEP sogar bei vorliegen einer bekannten schweren, lebensbedrohlichen, allergischen Reaktionen empfiehlt und dann lieber die Reaktion behandelt als nachher die Tollwut.
Man merkt: Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Und ich bin echt einiges gewöhnt.