Skip Navigation

Lobbyorganisationen der Tierindustrie beschränken sich gerne auf eine WWF-Studie, wonach vegane Ernährung beim Wasserverbrauch am schlechtesten abschneide. Eure Gedanken dazu?

Die Studie: Wasserverbrauch und Wasserknappheit (2021)

Beispiele der Verwertung durch Lobbyorganisationen und beflissene Qualitätsjournalistinnen: Eins Zwei Drei Vier.

Offenkundiges vorneweg:

  1. Der WWF ist keine unproblematische Organisation.
  2. In dieser Studie geht es nur um Wasser (vgl. S.11). Natürlich ist eine vegane Ernährung in fast allen oder wirklich allen anderen ökologischen Aspekten um Welten besser als eine omnivore oder vegetarische. Das haben auch die sonstigen Studien aus dieser Reihe abermals bekräftigt, vgl. diese Übersicht. Siehe auch dies.
  3. Der hohe Wasserverbrauch von Zitrusfrüchten, Reis und Mandeln ist ein Problem und spricht dafür, so weitgehend zu Alternativen zu greifen, wie es angesichts persönlicher Umstände halt gangbar ist.

Trotzdem wäre es interessant zu wissen, wie belastbar speziell die aufs Wasser bezogenen Ergebnisse überhaupt sind. (Und wie man Lobbyisten kontert, die so tun, als käme es nur auf diejenigen Umweltaspekte an, wo ihnen die Bilanzen in den Kram passen.)


Methodik der Studie

S.10: "Herangehensweise zur Betrachtung der Umweltauswirkungen: Zur Analyse der Umweltauswirkungen der Ernährung in Deutschland wurde eine Ökobilanz nach ISO 14040/44 durchgeführt." (einmal mit den tatsächlihc durchschnittlich konsumierten Lebensmitteln, und dreimal mit den Lancet-Empfehlungen für flexitarische/vegetarische/vegane Ernährung – bei als unverändert angenommenen Lieferketten/Produktionsländern/Produktionsweisen (!!).)

Die Firma, die die zugrundeliegende Ökobilanzstudie durchgeführt hat, schreibt dazu hier noch ein paar Worte. Die zugrundeliegende Arbeit ist aber leider nicht veröffentlicht, wie es aussieht.

Das zur Bestimmung des Wasserknappheitsfußabdrucks verwendete Verfahren ist laut S.22 AWARE. Das scheint der Standard zu sein.


Seht ihr Mängel oder Einschränkungen?

Was vielleicht am Interessantesten wäre: Ob auch jene Verschärfungen von Wasserknappheit erfasst werden, die nicht durch Wasserentnahmen, sondern durch Verringerung der Aufnahmevolumina (m.a.W. durch verschlechterte Regenerationsfähigkeit der Wasserbestände) verursacht werden. Etwa, wenn Landflächen zwecks Futtermittelproduktion oder zwecks extensiver Tierhaltung eine Vegetation tragen, bei der weniger Regenwasser als sonst versickern kann. Oder – vielleicht am wichtigsten – wenn die Tierindustrie durch ihren gewaltigen Beitrag zur Klimaerwärmung global die Wasserknappheit auf eine Weise verschärft, die von jeder bloß lokalen Wasserbilanz systematisch außer acht gelassen wird.

1 comments
  • Ich erinnere mich. Einzelne große Medienhäuser haben diese Studie mit Kusshand genommen, um die Veganer als die wahren Umweltzerstörer zu entlarven. War eine wilde Woche, auch im Bekanntenkreis.

    Inwieweit das methodisch sauber ist, kann ich nicht beurteilen. Ein Ansatzpunkt wäre, wie repräsentativ die Warenkörbe für die einzelnen Ernährungsformen sind. Ob Veganer nun wirklich wesentlich mehr Bedarf an Zitronen, Reis oder Mandeln haben. Das tägliche peruanische Avocado-Toast ist natürlich Pflicht.

    Aber nehmen wir mal an, das ist alles lupenrein. Es dokumentiert halt nur den Status Quo. Und da hat das Tierfutter momentan einen Standortvorteil, weil es (mit Exportüberschuss) im regenreichen Deutschland wächst, die Tomate aber mit viel Bewässerung in Spanien. Würde man die Anbauorte tauschen, würde auch die Bilanz kippen. So ein Tausch ist natürlich nicht für jede Pflanze 1:1 möglich. Das Ergebnis einer solchen Studie kann dadurch aber trotzdem ausschlaggebend beeinflusst werden.

    Logische Schritte:

    1. Tierhaltung zurückfahren, damit Anbauflächen in Deutschland frei werden
    2. Selbstversorgungsgrad mit Gemüse/Obst durch die frei gewordenen Flächen erhöhen. Wasserbedarf sinkt, da weniger künstliche Bewässerung in heißeren/wasserarmen Gebieten nötig
    3. ???
    4. Profit

    Außerdem weiter den Anbau erforschen, um Erträge zu steigern, weniger Wasser zu verbrauchen etc. Denn verbessern sollten/können wir uns trotzdem.