Dauerverspätungen und Zugausfälle verleiden vielen Menschen das Bahnfahren. Doch wer mit einem Rollstuhl, einem Kinderwagen oder mit Hund im Zug unterwegs ist, hat noch ganz andere Probleme. Von Maria Kümpel.
Interessant dazu, viele neuere ICE Modelle, wie z.B. der 3 Neo haben eine eigene Rampe an Bord. Aber viele Zugbegleiter möchten / können die nicht benutzen, weshalb man dann doch wieder auf die Mobihilfe angewiesen ist. Wobei man sich ja eh vorher in den Zügen anmelden muss, da es eh nur zwei Rollstuhlplätze gibt, also ist dass dann auch egal.
Das ist echt eine der Sachen, wo uns die USA ausnahmsweise mal meilenweit vorraus sind. Die haben mit dem ADA einen wesentlich strikteren, einklagbaren Anspruch auf Barrierefreiheit.
Die europäische Grundhaltung ist diesbezüglich wirklich eine Katastrophe. Viele öffentliche Orte und Geschäfte sind für Menschen mit Behinderungen schlicht nicht zugänglich - das halte ich für völlig unhaltbar. (Genauso wie die Vorstellung, dass Denkmalschutz wichtiger als gesellschaftliche Teilhabe sei).
Reisen mit der Bahn und mit Kinderwagen kann auch Familien vor Schwierigkeiten stellen
Zwar jetzt nicht generell Bahn, sondern Berlin: Wir waren 2018 fuer einen Kurzurlaub in Berlin, mit anderthalbjaehrigem Kind und Kinderwagen. Ist ne Grosstadt, daher hatten wir geplant uns ausschliesslich zu Fuss und mit oeffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen - bevorzugt Bahnen, da das normalerweise mit Kinderwagen mehr spass macht.
Womit wir absolut nicht gerechnet haben war dass viele U-Bahnstationen entweder gar keinen, oder nur einen gut versteckten Aufzug haben (der dann oft noch kaputt ist). Wir hatten in 4 Tagen Berlin den Kinderwagen mehr getragen als ueber 4 Jahre und zwei Kinder in Finnland.
Die zweite Sache die ueberraschend kam war dass wir staendig nach Wickelmoeglichkeiten suchen mussten - ich bin davon ausgegangen dass wir das halt wenn wir Essen gehen am Wickeltisch auf der Restauranttoilette machen, oder im Notfall im Wickeltisch auf ner oeffentlichen Toilette. Wickeltische waren die absolute ausnahme - waehrend wir das hier in Finnland gebraucht hatten war genau einmal(!) kein Wickeltisch im Restaurant vorhanden.
Ich bin in Berlin täglich mit dem ÖV unterwegs (meist mit Fahrrad oder Kinderwagen) und mache immer drei Kreuze, dass ich keine Gehbehinderung habe, weil einfach kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht auf eine Treppe ausweichen muss. Ich frage mich echt, wie Leute mit Gehbehinderung und ohne Auto das hier machen.
Was Wickeltische angeht, sind meine Erfahrungen etwas besser, aber das hängt vielleicht auch vom Kiez oder der Art der Gaststätten ab. Im Zweifelsfall ist dm Dein Freund und Helfer.
Wickeltisch ohne Wasser mitten im Laden war fuer uns etwas befremdlich, als wir darauf hingewiesen wurden - hier wird vom Krankenhaus an gezeigt dass man die Kinder mit Wasser im Waschbecken ordentlich saubermacht, Waschbecken in Plaetzen mit Wickelmoeglichkeit sind dann auch entsprechend gross mit hohem Wasserhahn und warmem Wasser (letzteres ist in Deutschland auch nicht selbstverstaendlich). Im Notfall natuerlich nutzbar.
Ist aber inzwischen gluecklicherweise kein Thema mehr - der Kleinste ist bald 5, und damit seit drei Jahren aus dem Wickelalter raus.
nur einen gut versteckten Aufzug haben (der dann oft noch kaputt ist)
Die BVG versucht nun nach und nach alle U-Bahnstationen mit einem Aufzug auszurüsten, aber das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass die Dinger gerne mal Kaputt sind. Hauptsächlich handelt es sich hierbei wohl um Vandalismusschäden. Falls noch jemand in Berlin auf Aufzüge angewiesen ist, es gibt die Webapp Brokenlifts.org vom Verein Sozialhelden um Raul Krauthausen. Da sieht man immer recht aktuell welche Aufzüge defekt sind.
Die BVG versucht nun nach und nach alle U-Bahnstationen mit einem Aufzug auszurüsten
Gerade bei weitlaeufigen Stationen ist ein Aufzug nicht ausreichend. Schoen dass da endlich was passiert - eigentlich haette das ein vor 20 Jahren abgeschlossenes Projekt sein muessen.
Einige Stationen hatten auch Treppen oder Treppenaufgaenge wo vom Platz/Layout mindestens Platz fuer Rampen/Keile fuer Kinderwagen, teilweise auch ein Umbau fuer odentliche Rollstuhlrampen moeglich waere - das sollte zusaetzlich zum Aufzug auch passieren, wo auch immer moeglich.
Wir fahren ausschließlich Bahn und eines der größten Probleme neben Barrierefreiheit sind tatsächlich die anderen Mitreisenden. Direkt im Eingangsbereich stehen bleiben. Sich ins barrierefreie Abteil oder Familienabteil setzen, obwohl noch andere Plätze frei sind. Keinen Platz machen und versuchen Blickkontakt zu vermeiden, wenn jemand mit Kinderwagen einsteigt. Wenn man als Person mit Kinderwagen nicht ständig auf Krawall gebürstet ist, um sich einen Platz zu erstreiten, kann man sich einen geeigneten Platz im Zug oft abschminken.
Ja, da bin ich mittlerweile auch ziemlich schmerzfrei. Dem Kinderwagen tut es nicht weh wenn ich jemandem gegen das Schienbein fahre.
Natürlich wird vorher um Platz gebeten.