Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann setzt sich schon länger für eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden ein. Aber kommt sie auch und was würde das für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer bedeuten?
Bundesweit fallen laut des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 0,4 Prozent aller Gebäude in die vierte und damit höchste Risikoklasse. [...] Für die versicherten Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Baden-Württemberg würde sich nach Auffassung von Grieble nur dann etwas ändern, wenn die Versicherer die hohen Kosten - verursacht durch Gebäude in der höchsten Risikoklasse - auf alle umlegten.
Versteh ich nicht. Warum sollten die anderen Versicherten hier das Risiko dieser 0,4% mit übernehmen?
Natürlich tragen die anderen Versicherten die Kosten dieser 0,4% mit. So funktionieren Versicherungen. Trotzdem muss der individuelle Versicherte doch entsprechend seinem Risiko einbezahlen.
Wie wäre es denn wenn wir statt einer Versicherungspflicht einfach diesen 0,4% den Umzug weg von ihrem aktuellen Standort mit finanzieren und dann haben wir das Problem dort schon mal nicht mehr. Allemal besser als ihnen alle 3-5 Jahre den Wiederaufbau dort mit zu finanzieren.
Es geht dabei auch darum, dass die Kosten für alle sinken, wenn mehr versichert sind.
Aber grundsätzlich gebe ich dir Recht, es ist im Wortsinne asozial, wenn Häuser nach wie vor über die Gemeinschaft versichert werden, obwohl bekannt ist, dass sie hochgefährdet sind. Für alte Häuser würde ich ja Ausnahmen gelten lassen, aber wer in diesen Gebieten neu baut, sollte das Risiko auch tragen müssen.
Das ist auch ein richtig ranziges Problem: Wir wissen, dass bestimmte Häuser und ganze Wohngegenden schlicht und einfach nicht bezahlbar zu versichern sind. Versicherungen sind ja auch nicht doof und wenn dein Haus dann alle paar Jahre überflutet wird, müssen deine Versicherungsprämien genau diese heftigen Renovierungskosten dann auch decken. Blöd gesagt: Wenn dein Haus statistisch gesehen alle 3 Jahre überflutet wird, muss deine Police halt so teuer sein, um in 36 Monaten einmal eine gesamte Hausrenovierung zu zahlen. Und da reden wir dann plötzlich über extreme Versicherungsprämien.
Eine Pflichtversicherung bedeutet damit zwangsläufig, dass diverse Häuser, Wohngebiet oder sogar Städte komplett aufgegeben werden müssen, weil keiner sich das Wohnen dort bzw. die Versicherung wirklich leisten kann. Das weiß die Politik auch und der Aufstand wäre noch schlimmer als der der Bauern jetzt.
Gleichzeitig ist es natürlich auch nicht wirklich vermittelbar, dass jetzt die Allgemeinheit oder andere Bundesländer haufenweise Geld dafür zahlen, dass andere Leute im Überflutungsgebiet wohnen und sich nicht versichern.
Und die Politik wird es auch nicht hinkriegen, dass dann nicht versicherte Gebiete keine Hilfen bekommen. Der Aufschrei, wenn jetzt das Ahrtal eben als verwüstete Flutlandschaft ohne Wiederaufbau und Unterstützung zurückbleiben würde, wäre sicherlich auch unglaublich.
Baden-Württemberg finanziert Fluthilfen für andere Bundesländer mit
Allein nach dem Hochwasser im Sommer 2021 hätten Bund und Länder Hilfen in Höhe von 30 Milliarden Euro zugesagt. "Das belastet unsere Haushalte enorm", sagte Kretschmann. Baden-Württemberg ist mit 94 Prozent Spitzenreiter bei der Versichertenquote, andere Bundesländer stehen mitunter viel schlechter da.
Seit 2002 gab es drei Hochwasser-Katastrophen, nach denen der Bund im Zuge einer Aufbauhilfe ein Sondervermögen beschlossen hat. Alle Länder inklusive Gemeinden leisten dazu einen Beitrag, den sie über Jahre oder sogar Jahrzehnte abzahlen. Baden-Württemberg muss voraussichtlich rund 2,8 Milliarden Euro für alle Sondervermögen bereitstellen. Ein Teil davon ist schon bezahlt. Das geht aus der Antwort des Landesfinanzministeriums auf eine SWR-Anfrage hervor. Die Summe könnte sich noch verringern, falls das Sondervermögen, das nach dem Hochwasser im Sommer 2021 beschlossen wurde, nicht komplett abgerufen wird.:::