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Industriestrompreis 5 Cent - was meint ihr?

www.tagesschau.de SPD-Vorstoß für einen Industriestrompreis von fünf Cent

Wie kann die Energiewende gelingen, ohne die Industrie abzuwürgen? Grüne, Verbände und viele in der SPD wollen für bestimmte Unternehmen den Strompreis deckeln, bislang sträubt sich Kanzler Scholz. Nun gibt es einen Vorstoß seiner eigenen Partei.

Was haltet ihr von der Idee des Industriestrompreises? Demnach würden die Unternehmen aus dem sogenannten Transformationssektor subventioniert. Auf der einen Seite werden damit zumindest keine falschen Anreize gesetzt (Stahl, Zement, ...), auf der anderen Seite frage ich mich, ob die Maßnahme überhaupt wirksam wäre hinsichtlich der wirtschaftlichen Großwetterlage in Deutschland. Haben die betroffenen Unternehmen überhaupt einen nennenswerten Anteil an der Wirtschaftsleistung? Was ist mit der Beschaffung von Rohstoffen und Halbzeugen aus dem Ausland, die nicht subventioniert sind, aber trotzdem die Herstellkosten der deutschen Hersteller in die Höhe treiben? Wenn ich richtig informiert bin, waren viele Stahlerzeugnisse in den letzten Jahren überall schwer und teuer zu bekommen, Lieferkette Probleme, etc.

Mich würden eure Einsichten interessieren!

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47 comments
  • Warum bekommen die größten Verbraucher = Verschmutzer eigentlich immer die Sozialtarife, und die Bürger nicht?

    Ein Liter Kerosin kostet die Fluglinien 38ct. Wir zahlen um die 2€ für den Liter Benzin.

    Die Indrustrie bekommt die Kilowattstunde Strom zukünftig für 5ct, der durchschnittliche Strompreis für normale Kunden liegt im Momemt bei 31ct.

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    • Weil wir mit der Wirtschaft im internationalen Wettbewerb stehen, aber mit Privatpersonen nicht.

      Das liegt daran das es sehr viel einfacher ist seine Produktion ins Ausland zu verlagern, bzw. neue Kapazitaeten direkt im Ausland zu schaffen, als es fuer Privatpersonen ist ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlagern. Daher haben wir es nicht noetig Privatpersonen durch subventionen hier zu halten.

      Was ich schade finde ist das man im privaten Bereich keine Preisanreize nutzt um die Energiewende vorran zu treiben. Wenn man zB. Strom deutlich guenstiger als fossile machen wuerde dann braeuchte es keine Verbote um Waermepumpen und Elektroautos attraktiv zu machen. Wenn ich meine Heizrechnung durch eine Waermepumpe halbieren kann ist sie ein no-brainer.

      Leider ist das aktuell nicht so. Bei Strompreisen von 50-60 cent an Ladesaeulen liegen die Energiekosten fuer Elektroautos kaum unter denen von Verbrennern, und bei 30 cent fuer haushaltstrom ist auch eine waermepumpe nur unwesentlich guenstiger als eine gasheizung.

      So bleibt die Energiewende leider ein Privileg der Eigenheimbesitzer die platz fuer PV auf dem Dach haben und zugriff auf guenstigen Strom haben :(.

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      • Das mit Wärmepumpen sollte sich bald ändern. EEG Umlage ist weggefallen und auf Gas kommt bald die normale Mehrwertsteuer und eine höhere CO2 Abgabe. Das sollte die Wärmepumpe schon ordentlich günstiger machen. Vorallem bei stärkerem Ausbau der Erneuerbaren.

        Momentan fehlt noch ein lokalerer Strompreis. Das sollte gerade im Norden viel helfen.

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  • Gefördert werden sollen stromintensive Unternehmen, die im Bereich der sogenannten Transformation arbeiten, also etwa Batterien, Windräder oder Wärmepumpen herstellen.

    Okay, jetzt verstehe ich die Idee. Wir wollen, dass mehr dieser Dinge produziert werden für die Energiewende. Und die Unternehmen, die das Zeug produzieren, klagen über hohe Strompreise.

    Aber warum nicht diese Dinge direkt subventionieren? Warum den Umweg über Strom?

    Zum Beispiel könnte man sagen: Für jedes produzierte Ding bekommt ihr extra Geld vom Staat! Und könnt es zusätzlich noch verkaufen.

    Dann lohnt es sich mehr, diese Dinge zu produzieren. Wie das produziert wird, ist egal. Wenn Strom (warum auch immer) teuer ist, ist es weiterhin wirtschaftlich sinnvoll, Strom zu sparen. Und dennoch mehr gewünschte Dinge zu produzieren.

    Subventionieren wir aber einfach Strom, schafft das andere Anreize. Dann kann es sich lohnen, durch ebenfalls stromverbrauchende Nebentätigkeiten Geld zu verdienen, ohne dass dabei irgend ein gewünschtes Ding mehr produziert wird. Und es gibt weniger Gründe, den Stromverbrauch bei der Produktion gewünschter Dinge zu reduzieren.

    Das ist besonders fragwürdig, weil der Strommix ja noch etwa zur Hälfte aus fossilen Energien besteht. Einfach Stromverbrauch zu subventionieren ist also indirekt eine Subvention "für mehr Klimawandel", obwohl man ja eigentlich das Gegenteil; die Energiewende beschleunigen will.

    Als Gamedesigner hat mich das jedenfalls irritiert, wieso man Strom günstiger macht. Dabei will man doch gar nicht mehr Stromverbrauch, sondern mehr Dinge. Mit dem gleichen Geld könnte man auch einfach Dinge profitabler machen, egal ob die mit oder ohne Strom produziert werden. Der aktuelle Ansatz verringert auch den Anreiz, die Produktion dieser Dinge vom Stromverbrauch zu entkoppeln. Was ziemlich doof ist, wenn Strom teuer ist (und zudem Emissionen verursacht).

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  • Wenn erneuerbar, dann gerne. Müssen sie halt ihre Dächer, Büros und Parkplätze mit Solar ausbauen, dann kommen sie schon auf den Preis

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  • Der Industriestrompreis dient halt vor allem dazu, Grundstoffindustrie im Land zu halten und dadurch weniger vom Ausland, vor allem China, Russland und Indien abhängig zu sein. Das hat Habeck selbst im Interview beim Podcast Lage der Nation gesagt.

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  • Man kriegt 5Cent/kWh mit Erneuerbaren hin. Das Problem ist, dass wir in den nächsten paar Jahren nicht genug Erneuerbare zubauen werden um diesen Preis hinzukriegen. Also ich sag mal auf fünf Jahre begrenzt macht das durchaus Sinn.

    Am BIP selbst wird das nicht allzu viel verändern. Allerdings sind die Branchen strategisch ziemlich wertvoll und wir müssen die Produkte sowieso kaufen. Falls sie nicht deutsch sind halt im Ausland. Momentan haben wir die Expertise hier in Deutschland und viele der Unternehemen haben wirklich gute Pläne klimaneutral zu wirtschaften und handeln auch entsprechend. Da ist es imho sinnvoll zeitlich begrenzt einen Überbrückungspreis festzulegen.

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  • Es hängt von mehreren Faktoren ab, ob das was bringt oder nicht. Man erkauft damit primär Zeit. Zwei extreme Szenarien:

    • Die Industrie/Wirtschaft vollzieht mit grösster Anstrengung die Transformation. Dann puffert man damit unvorhergesehene Probleme ab. Das kann sich sehr lohnen.

    • Business-as-usual, Transformation wird nie kommen. → Dann war es Geldverschwendung.

    Da spielen noch einige andere Faktoren eine Rolle, aber im Prinzip stellen sich mir die Fragen:

    • Kann die Mehrheit der deutschen Wirtschaft überhaupt supermodern & klimaneutral?
    • Falls ja, transformiert sie auch von selbst, ohne vom Markt oder vom Staat dazu gezwungen zu werden.

    2 Volkswirtschaftler, 3 Meinungen :-)

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  • Also ich finde, dass die Industrieunternehmen nichts für Strom bezahlen sollten, sie tragen mit den Steuern die sie zahlen den Hauptteil des Staatshaushalts und haben Millionen Angestellte; da müssen die „normalen“ Leut halt mal in den sauren Apfel beißen und etwas mehr für Strom bezahlen. Ansonsten wandert die Industrie sonst schon nächsten Dienstag ab.

    /s

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  • Verstehe ich das richtig, die SPD will nicht nur einen Cent günstigeren Strom pro kWh anbieten (5 Cent anstatt 6 wie Habeck)? Dafür aber dann auch nur den Bereich der Transformationsfirmen (Batterien, Wind oder Wärmepumpen)? Dafür bekommt man laut Artikel aber wiederum Unterstützung von Seiten der Chemieindustrie? Irgendwas passt da was nicht.

    Und zu deiner allgemeinen Frage (schön, bzw. das du zur Diskussion hier einlädst!) bin ich glaube ich gefühlt einer der wenigen, die hier für einen Industriestrompreis ist. Der SPD-Vorschlag würde mir hier nicht mal weit genug gehen, da wir keine nennenswerten Produktionskapazitäten (mehr) im Bereich Windenergie haben und auch die Akkuproduktion im großen Stil erst neu angesiedelt werden muss. Das Ziel des Industriestrompreises (oder Brückenstrompreis) ist es ja, die Firmen im Land zu halten, bis in ein paar Jahren die Strompreise wieder günstiger werden. Das Geld gibt es auch nicht umsonst, sondern neben einer Standortgarantie und Tariftreue für Mitarbeitende gibt es maximal 80 % günstiger, der Rest soll eben Anreize geben um selbst Strom herzustellen als Werk (Solar oder eigene Windenergieanlagen). Zudem möchte ich nochmal an einen Feddituser erinnern, der hier bei BASF arbeitet und gepostet hat, dass in seinem Unternehmen gerade echt dicke Luft herrscht. Und wem kann man es verübeln. Schaut man sich diese Übersicht an, dann arbeiten etwas mehr als 470.000 Leute allein in der Chemieindustrie. Rechnen wir damit, dass bei konstant hohen Preisen etwa die Hälfte wegfällt, weil Industrie ins Ausland oder sogar pleite geht, reden wir von etwa 250.000 Arbeitsplätze die einfach so wegfallen. Vielleicht sogar alle 47.000 bei BASF in Ludwigsburg. Wer soll das denn in der Region auffangen? Gewerbesteuer, an dem die Gemeinde direkt beteiligt wären, sind auch dahin. Und das sind DIREKTE Erzeuger, keine Zulieferer und andere Branchen, die ebenfalls von diesen Schließungen betroffen sein werden. Ich will jetzt keine direkten vergleiche zur Wende im Osten ziehen, aber auch da sind Produktionsstätten, die ganze Städte und Regionen geprägt haben, einfach so weggefallen. Das Ergebnis sieht man heute.

    Von daher darf es meiner Meinung nach nicht nur Aufgabe der Politik sein, auf Wirtschaftskennzahlen bei sowas zu achten, sondern es müssen auch soziale und andere Strukturen darum betrachtet werden. Und wenn auf absehbare Zeit der Preis wieder billiger wird, und es zusätzlich noch Anreize für die Firmen gibt, warum also nicht?

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    • Bleibt natürlich die Meta-Frage ob es klug ist sich von solchen Unternehmen entgegen der Marktentwicklung abhängig zu machen.

      Wozu das am Ende führen kann zeigt die Autoindustrie, die den Staat jetzt schon spielt wie ein Instrument.

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      • Sicherlich, und deinen Punkt würde ich nicht bestreiten wollen. Wir müssen uns dann eben entscheiden: Ist es uns ein paar Jahre über Wert den Unternehmen unter die Arme zu helfen, damit sie die Transformation hoffentlich schaffen (ist mir klar, dass es nicht zu 100 Prozent gewiss ist) oder leben wir damit, dass wir über die nächsten ein bis fünf Jahre ein paar hunderttausend arbeitslose mehr haben, die wir entweder staatlich auffangen oder umschulen müssen. Zudem entscheiden wir uns beispielsweise dann dazu, dass wir in Zukunft nur noch (grünen Stahl) importieren werden, ebenso wie chemische Produkte. Auch hier müssen wir dann mit Nichtverfügbarkeit bei Krieg oder Pandemien leben. Ist es uns das wirklich wert?

        Zudem heißt es dann auch für einige Regionen @geizeskrank@feddit.de hat ja Schwedt genannt, vollkommen dicht zu machen und wirtschaftliche Perspektiven aufzugeben. Wenn wir das politisch wollen, Bitteschön. Ich halte die Konsequenzen daraus aber für weitaus schwieriger abzuschätzen als den Firmen für die nächsten paar Jahre eine Chance zu geben sich zu ändern.

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    • Wenn z.B. in Schwedt die PCK zumachen sollte, dann ist in der Region der Ofen aus. Schach Matt, da passiert dann gar nichts mehr.

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    • Danke an deiner Beteiligung an der Diskussion!

      Dein einleitenden Statement ist glaube ich auch meine größte Frage, die weiter unten mit einem anderen User bei mir auch schon für Verwirrung gesorgt hat. Was genau nun diese Transformationsunternehmen sind, ist eine wichtige zu klärende Frage. Diejenigen, die Transformation ermöglichen, oder diejenigen, die transformiert werden müssen? Der Scope wäre jeweils ja ein völlig anderer und hinsichtlich der Wirksamkeit der Hilfe für die Industrie unterschiedlich zu bewerten.

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      • Sehr gerne, ich finde es mangelt hier manchmal sehr oft an tieferen Diskussionen. Und ich kann die Schwierigkeiten darum verstehen, weil auch alle Medien dabei versagen, die entsprechenden Quellen mal zu verlinken. Bei dem SPD-Vorschlag habe ich nicht mal einen gefunden. Soweit ich es verstanden habe gibt es jetzt folgende Positionen:

        • SPD-Vorschlag mit 5 ct. für Transformationsbranchen. Also Firmen, die aktiv an der Transformation auf klimafreundliche Energien beteiligt sind. Hersteller von Batterien, Solaranlagen, Windenergieanlagen, you name it. Tariftreue und Standortgarantien bleiben wie im ursprünglichen Entwurf enthalten.
        • BMWK-Vorschlag ( hier verlinkt, ist sechs Seiten lang und kann man wirklich fix lesen) verspricht 6 ct, einen klar begrenzten Empfängerkreis (lässt aber offen, wer genau), maximale Förderung von 80 %, Tariftreue und Standortgarantien. Ziel sollen aber Industrien sein, die eine Transformation durchführen müssen, also wie oben genannt auch Stahl- und Zementindustrie, Chemie- und Pharmabranche, etc. Der Brückenstrompreis ist bis 2030 begrenzt, die Kosten kommen aus den Einnahmen der CO2-Steuer dem Wirtschaftsstabilisierungsfond, also erstmal NICHT aus dem allg. Steuertopf.

        Edit: falscher Steuertopf genannt.

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