Soweit ich weiß haben die Grünen in Bonn grad super Ärger weil sie viele Parkplätze komplett abschaffen. Meiner mentalen Gesundheit würde es aber gut tun wenn eine Reihe geparkter Autos nicht mehr zum normalen Straßenbild dazu gehören.
Ist halt ein Problem mit der Mobilität, wenn die Bahn verkackt und die Öffis auch nicht super sind.
Nur mal so als Gedankenexperiment - stell dir mal die Perspektive von Familien vor oder Berufstätigen in Köln:
Wie kommst du aus Bonn raus? Mit den Öffis? Kicher. Mit der Bahn? What?
Ich glaube das man da den Begriff der Mobilität durchaus erweitern kann. Wenn ich nicht die Mobilität habe da hin zu ziehen, wo ich gut mit Öffis zur Arbeit komme (zu teuer), wird es halt schwierig. Das ist dann auch Frage der sozialen Durchmischung unserer Gesellschaft, die in meinen Augen zunehmend abnimmt, was auch für viele Probleme sorgt.
Meiner mentalen Gesundheit würde es aber gut tun wenn eine Reihe geparkter Autos nicht mehr zum normalen Straßenbild dazu gehören.
Ich gebe dir grundsätzlich recht, das Problem ist leider dass sich Bonn gerne komplett vom Rest der Welt abkapselt was den Bahnverkehr angeht. Entweder sind es monatelange Reperaturen oder man macht halt dauerhaft Halt in Sechtem, wie du weiter kommst ist dann dein Problem. Dazu kommt noch das z.b. das Uniklinikum auf einem Berg steht und im Ernstfall oder als Familie mit Kindern schaust du dann öfters in die Röhre ohne Auto.
Werde mir dieses Jahr auch ein Auto zulegen (müssen) da es immer schwerer wird zur Familie oder zu Freunden zu kommen, Bahn und die Öffentlichen sind einfach kein zuverlässiges Verkehrsmittel. Ich bin ja schon froh dass ich komplett im Homeoffice bleiben kann, jeden Tag 2+ Stunden nach Köln und Zurück Pendeln ist Wahnsinn.
Ich habe viele Jahre in der Bonner Innenstadt gewohnt. Mein Auto stand in der Garage in Beuel, also runde 20 min (Straßenbahn+Fußweg) entfernt.
Wenn ich das Auto brauchte, etwa für Besuche der Familie auf dem Land, Großeinkäufe, Möbel usw., bin ich mit den Öffis oder dem Rad in den anderen Stadtteil zur Garage gefahren. Alles andere ging zu Fuß oder direkt mit ÖPNV/Rad.
Seither bin ich zutiefst überzeugt vom Konzept Tokios: Für jedes auf einen Anwohner anzumeldende Auto muss ein privater Stellplatz nachgewiesen werden. Es ist eben nicht gottgegebenes Recht, in engen urbanen Gebieten den öffentlichen Raum mit Privateigentum vollzustellen.
Inzwischen wohne ich weniger zentral, aber nah genug, um mit dem Rad in die Stadt zur Arbeit zu pendeln. Und zum Mehrparteienhaus gehört eine Tiefgarage. Einen Stadtteil weiter kommen dann die Einfamilienhäuser mit privaten Stellflächen.
Wenn die Autos nicht mehr am Straßenrand stehen, dann stehen sie dort, wo es andernfalls Wohnraun geben könnte. Weiß nicht, ob das dir die höheren Mietpreise wert wäre...
Ich sehe das Problem und Berlin und München sind auch einfach viel zu günstig. Aber ich finde Preis ist da durchaus keine unproblematische Stellschraube. Wenn die Patkplatzverfügbarkeit nur noch von deinem Vermögen abhängt ist das auch irgendwie eine falsche Richtung.
Die Parkplatzverfügbarkeit muss nicht notwendigerweise an den Preis gekoppelt sein, sollte die Nachfrage nicht elastisch sein.
Autoabhängigkeit an sich wirkt schon recht klassen-segregierend. Ja, Parkplätzpreise können noch dazu beitragen, aber allein Kfz-Steuer, Versicherung und unvorhersehbare Wartungs- und Reparaturkosten können schon mobilitätseinschränkend sein für Arme und Arbeitslose Menschen.
Es ist halt sehr schwierig in Sachen Verkehr was zu ändern. In Sachen Auto haben wir gleich zwei große Probleme: Gewohnheit und das Auto als Statussymbol. Gibt ja immer wieder mal zeitbeschränkte Verkehrsversuche, wo Straße autofrei gemacht werden. Da gibt es in der Regel zwei große Aufschreie: Einmal zu Beginn, wo man sich Verbesserung dadurch nicht vorstellen kann und einmal am Ende, wenn man gewonnene Lebensqualität nicht wieder abgeben möchte.
Auch politisch ist das schwierig, weil man sich mit Politik "gegen" das Auto schnell unbeliebt macht.
Das Problem erledigt sich von selbst, wenn man in Städten endlich ohne wirkliche Einschränkungen auf Autos verzichten könnte. Wäre schön schön, wenn das Auto nicht mehr das Stadtbild dominieren würde.
Naja, die 47% der Leute mit sehr niedrigem ökonomischen Status trifft eine Verteuerung des Anwohnerparkens aber halt deutlich stärker als Leute denen es eh schon gut geht und die drei Autos haben.
Das sehe ich ähnlich - im Idealfall würde man Anwohnerparkplätze nach einem Punktesystem vergeben, wo dann so Elemente wie "Ist der Arbeitsplatz per ÖPNV gut zu erreichen?" oder "Wie groß ist das Auto?" berücksichtigt werden. Bringt ja nix, wenn der Manager dann sich den Anwohnerparkplatz vor der Tür leisten kann und der Angestellte dann eben nicht und genau das ist ja auch das, was in London gerade passiert.
Verkehrsplanung muss immer als Anreizsystem gedacht werden, und genau solche Regelungen sind kontraproduktiv. In Österreich gibt's das Pendlerpauschale nur in drei Staffelungen (20, 40, 60km) und bei Unzumutbarkeit der Öffis. Natürlich ist es für jeden individuell am schnellsten und bequemsten mit dem Auto zu Pendeln, und das führt dann dazu, dass man im Zweifelsfall doch lieber noch ein paar Kilometer weiter wegzieht und definitiv nicht in die Nähe der S-Bahn - dann könnten die Öffis ja zumutbar sein.
Wir müssen endlich aufhören, genau diese gesamtgesellschaftlich schädlichen Lebensmodelle zu subventionieren. Wer in der Innenstadt wohnt und in der Wallachei arbeitet und nur mit dem Auto hinkommt kann das ja gerne machen - aber den Leuten dann den Parkplatz zu subventionieren, weil sie sich für das maximal ineffiziente Lebensmodell entschieden haben ist genau der falsche Weg.
Ahaha. Für jede neue Wohnung müssen Parkplätze geschaffen werden. Ist Gesetz. Die Kosten dafür sind dann Teil der Miete.
Die 30 Euro in München sind für den Anwohnerparkschein. Den brauchst du nur da, wo Parkplätze knapp sind, in den alten, teuren Vierteln. Weil das Recht auf den Parkschein von der Wohnung abhängt, ist das natürlich trotzdem Teil der Miete. Die Güte der Verkehrsanbindung entscheidet mit über die Höhe der Miete. Soll heißen, das ist ein Geldgeschenk für Vermögende.
Abseits der Stoßzeiten könnte man Bedürftige umsonst Öffis fahren lassen, ohne dass es die Gemeinschaft was kostet. Die Verkehrsmittel fahren so und so. Ein paar zusätzliche Fahrgäste würden keinen Unterschied machen. Das machen wir auch nicht.
das eigentliche problem sind doch die autos, nicht die parkenden autos? ich wollte gerade schon auf @Tiptopit antworten, von wegen 1% des netto einkommens des haushalts zur berechnung der kosten des bewohnerparken. aber das ist doch auch irgendwie quatsch? was ist dann mit den autos in den privaten tiefgaragen?
private autos müssen weniger attraktiv werden. es muss ein schmerz sein, ein auto zu besitzen. es muss einfacher und günstiger sein ein auto zu leihen oder zu sharen. sind parkplätze dafür der richtige hebel?
Bewohnerparken ist eben nicht in Tiefgaragen, sondern auf öffentlichem Grund.
Ich fände es schon gut, wenn Parken mehr besteuert wird, denn du darfst nicht vergessen, dass jedes geparkte Auto de facto 10m² öffentlichen Boden besetzt.
Wobei meines Erachtens eine Kopplung an die Mietpreise in der Gegend besser wäre. Das ist wesentlich einfach zu berechnen und der soziale Aspekt ist quasi automatisch mit abgedeckt.
Wobei meines Erachtens eine Kopplung an die Mietpreise in der Gegend besser wäre. Das ist wesentlich einfach zu berechnen
Versteh deine Logik nicht.
Wenn die Parkgebühr pauschal in der ganzen Stadt gleich ist, dann ist das doch viel einfacher als wenn man auch noch jedesmal nach dem Mietpreis fragen müsste.
hm. ok. die geht es scheinbar eher um den öffentlichen grund, mir geht es eher darum das auto besitzen für alle menschen gleich unattraktiv zu machen.
einer alleinerziehenden mutter würde ich gerne 10m² öffentlichen boden zusprechen, aber wenn jemand einen ferrari in der garage stehen hat, muss er seinen porsche nicht auf öffentlichem boden abstellen (oder zumindest ordentlich dafür zahlen)
kopplung an mietpreis
das hört sich für mich ungerecht an. wenn ich 100k im jahre mache, und 12k miete zahle, sind 120 euro gar nichts, wenn ich aber nur 40k im jahr zur verfügung habe, ist es schon etwas mehr
Bin ich bei dir. Wobei man da für einen guten Wandel den Fokus in meinen Augen zumindest zu Beginn nicht (nur) auf Push Faktoren, sondern auf Pull Faktoren legen sollte. Wenn ich Autos teuer mache, aber keine funktionierenden Alternativen anbiete, ist keinem geholfen und der mit wenig Geld weiter der Gearschte. Man müsste im Vorfeld einen günstigen (oder gar kostenfreien) ÖPNV anbieten und die Fahrradinfrastruktur verbessern oder gar erst aufbauen. Restlichen Auto Verkehr kann man dann in Quartiersgaragen bündeln und die meisten Wohnstraßen dann abseits von notwendigem Kfz Verkehr autofrei halten.
Wäre mal interessant abzuschätzen, was man mit gewonnener Luftqualität und Sicherheit durch verminderten Autoverkehr in Deutschland so gesamtgesellschaftlich an Geld sparen könnte.
für mich hören sie die fehlenden pull faktoren immer ein bisschen wie eine ausrede an. in den städten gibt es doch guten öpnv, und trotzdem gibt es sehr viele autos. wie erklärst du dir das?