Die Wehrpflicht wurde 2011 von einer unionsgeführten Regierung ausgesetzt. 13 Jahre später fordert die CDU jetzt eine Kehrtwende. Grund dafür sind der Personalmangel bei der Bundeswehr und die Sorge vor Russland.
Der Dienst eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres soll man in Deutschland dann sowohl bei der Bundeswehr als auch bei sozialen Einrichtungen ableisten können. Ein Pflicht-Gesellschaftsjahr hatte die CDU bereits vor zwei Jahren in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen. Neu sind nun die Änderungen zur Wehrpflicht.
Als Österreicher muss ich da widersprechen. Ob man den Zivildienst als Lebensstütze vieler Einrichtungen gut oder schlecht findet ändert nichts daran, dass das Modell funktioniert.
Wenn eine Person ein Monat lang eine Gruppe von Zivis einlernt, und dann jeder einzelne dieser Zivis acht weitere Monate tätig ist, dann ist das einfach ein Gewinn. Auf Kosten der Zivis, die dabei einen Hungerlohn bekommen.
Ich bin nicht so vehement gegen einen Pflichtdienst wie die meisten hier, aber die Vorstellung der Konservativen ist natürlich trotzdem quatsch. WENN es eine Pflichtdienst geben soll, dann müssen dazu mMn mehrere Voraussetzungen erfüllt werden.
Die Wehrpflicht darf nicht bevorzugt sein, sondern muss eine gleichberechtigt Wahlmöglichkeit neben Zivildienst (sozial, kulturell, ökologisch) und Katastrophenschutz sein. Da sollte dann auch für jeden etwas dabei sein, das ihm ganz persönlich sinnvoll ist. Wer eine abgeschlossene Ausbildung/Studium hat, kann dann auch in diese Richtung sinnvoll eingesetzt werden. In Korea leisten z.B. Ärzte ihren Pflichtdienst normalerweise als Amtsarzt
Das Ding muss fair sein. Keine Ausnahmen für Frauen, dritte Söhne oder irgendwelche Berufsgruppen.
Faire Bezahlung. Punkt.
Dienstpflicht insgesamt nur mit einer guten Begründung. Und nein, Personalmangel ist genau so wenig ein guter Grund wie moralisch-schwurbeliges "Erziehung der Jugend". Ein guter Grund kann eigentlich nur die Verteidigungsfähigkeit des Landes und Resilienz im Katastrophenfall sein. Die Politik muss sich also erstmal überlegen, ob die Lage schlimm genug für einen Pflichtdienst ist und falls sie zu der Einschätzung kommen, auch entsprechend konsequent handeln.
Ich weiß nicht ob die meisten wirklich vehement gegen einen Pflichtdienst sind.
Aber wie du selbst schreibst, ist dieser Vorschlag einfach quatsch.
Und wenn es dann auch noch dreist "Gesellschaftsjahr" getauft wird, obwohl es eigentlich nur eine Zwangsbeschäftigung ist, kann ich vehemente Kritik schon nachvollziehen.
Um einen Pflichtdienst sinnvoll und nachhaltig durchzuführen bräuchte es entsprechende Infrastruktur und vor allem Mitarbeiter, die sich angemessen um die Pflichtdienstleistenden kümmern können. Ich sehe allerdings nicht, dass die Union so eine Investition auch nur ansatzweise in Betracht ziehen würde. Deren schwarze Null lässt für solche Ausgaben überhaupt keinen Spielraum. Die Arbeit würde auf jene abgewälzt, die ohnehin schon mit ihrem Beruf ausgelastet sind, während sich die Union für ihr gesellschaftliches Engagement feiert.
Das ganze ist einfach eine so offensichtliche Mogelpackung, dass ich von der Union nichts substanzielles hierzu erwarten kann.
Schon bescheuert erst die Schulen mit G8 völlig ins Chaos zu stürzen, nur um jetzt zu fordern, dass die Leute das zusätzliche Jahr irgendwo im Schlamm rumkriechen und sich anbrüllen lassen
In Westdeutschland ist es größtenteils rückgängig gemacht (Bw und Hessen lassen sich Zeit), mit Ausnahme von Bremen und Hamburg. In Ostdeutschland bleiben sie bei g8.
Die Union vergisst auch ohne Corona die Jugend bzw. interessiert sich nicht für deren Themen.
Wird schon seinen Grund haben warum sie gezwungen werden soll, statt ermutigt.
Wann Klima Pflichtjahr für meine Oma die Umweltsau und THW Dienst für die ganzen steuervermeidenden Superreichen? Wenn die kein Bock haben können wir sie auch immer noch enteignen.
Gab es diese elende Diskussion nicht schon vor ein paar Jahren mit dem Schlusswort, dass man weder im Bund, noch in der Pflege oder sonst irgendwo ein Übermaß an Leuten braucht, die mangels Bock auf Zwangsarbeit auf Bummelstreik o.ä. setzen würden?
Ja, damals hieß es die Bundeswehr hat dafür keine Kapazitäten, aber seit dem hat sich da insbesondere finanziell einiges geändert, in der aktuellen Situation ließe sich sicherlich das eine oder andere Milliärdchen dafür auftreiben.
Finde die Idee ein Jahr etwas für die Gesellschaft zu tun, sei es nun Wehrdienst oder etwas anderes nicht-kommerzielles, eigentlich sehr gut. So etwas stiftet Gemeinschaftssinn, welchen wir in diesen kalten Zeiten gut gebrauchen können finde ich.
Naja wenn man mit 18 aus der Schule kommt hat man noch so ca. 50 Jahre Ausbildungs und Arbeitszeit vor sich. Ich weiß nicht wie klug ich es finde in Zeiten von Fachkräftemangel 2% der zur gesamten zur Verfügbarkeit stehenden Arbeitsleistung in Militär zu stecken.
Und je länger man in Ausbildung ist, also je höher spezialisiert die Fachkraft ist, desto höher ist auch der anteil an potentieller Leistung die da verloren geht.
Dafür braucht es keine entweder/oder Lösung. Und wenn es wirklich um Gemeinschaftssinn ginge, würde eine entsprechende Behörde gegründet, statt die Betreuung ohnehin schon chronisch überbelasteten Menschen in sozialen Berufen aufzubürden.
Was heißt hier nicht-kommerzielles? Die Leute müssen irgendwovon leben, also kriegen sie entweder Sold oder sonst eine Art Gehalt. Und natürlich werden das Ausbeutungsverhältnisse sein.
Findet mein AG bestimmt geil, ein Jahr auf mich und meinen Kollegen verzichten zu müssen. Und ja, wir sind "systemrelevant" für unsere Firma. Sind wir weg, dann fällt binnen Wochen der Laden auseinander, weil es halt nur uns zwei in dieser Rolle gibt. Mal "kurz den Kollegen aus der anderen Abteilung einlernen" ist nicht, der hat selber genug Arbeit und nicht die Vorbildung für den Fachbereich. Und 12 Monate mit nur einer Kraft in dieser Rolle können wir nicht fahren, da wir auch Mal länger krank sind oder Urlaub brauchen. Wie stellt sich die Union das vor?
Letztens habe ich noch die einigermaßen schlaue Forderung nach mehr Attraktivität für Jobs in der Bundeswehr gehört, so dass die Leute freiwillig kommen. Wen wundert es, dass die CDU das Gegenteil von einigermaßen schlau fordert.
Gute Frage und berechtigt zynisch. Ich glaube, hier müssen wir lernen, anders zu denken, fällt mir aber auch schwer. Aber es gibt ja auch Positionen zum Beispiel in der Cyberabwehr (Cyyyybrrr) oder in anderen Bereichen, wo man nicht direkt das Kanonenfutter an der Front wird.
Die xxU wäre für die Wiedereeinführung der Wehrpflicht, aber nicht für deren Finanzierung. Wenn es dann ums finanzielle ginge, würde das Geschrei sehr laut werden: von "unseriös", "nicht durchdacht", "wer soll das bezahlen" zu "dafür müssen wir am Sozialstaat sparen" und "das muss uns Sicherheit wert sein".
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz was viele Leute sich darüber Aufregende. Wir müssen leider einfach erkennen, dass unsere essenziellen Bereiche einfach einen Personalmangel haben. Wenn wir schrittweise anfangen wieder mehr Leute in gewisse Berufe zu bringen werden auch mehr Leute bleiben. Von alleine werden viele Leute weder in die Pflege, noch zur Bundeswehr oder in andere Berufe gehen. Natürlich wird das erstmal(aufgrund Katastrophaler Zustände) erstmal nichts verbessern, langfristig schafft das jedoch auch Aufmerksamkeit für solche Bereiche, sodass die dann langfristig besser ausgestattet sind und ein Stück weit auch das Personal Problem zurückgeht.
Wenn der Beruf so scheiße ist, dass du den Nachwuchs dazu zwingen musst ihn anzuschauen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand bleibt doch äußerst gering.
Und wenn Personalmangel damit bekämpft werden soll, dass essenzielle Positionen alle zwölf Monate neu eingelernt werden müssen, wird sich in der Qualität wohl kaum etwas verbessern.
Die katastrophalen Zustände müssen erst angegangen werden, wenn die Berufe wirklich attraktiv für Nachwuchs werden sollen.
Es ist halt ein Teufelskreis. Personalmangel führt zu schlechten Verhältnisse. Schlechte Verhältnisse führen zu Personalmangel. Mann kann ja jetzt auch leider nicht sagen "so Leute 4 Tage Woche und nur noch 30h die Woche Arbeiten", weil man Eben nicht das Personal hat um diese Arbeitsverkürzung aufzufangen. Man muss halt irgendwie mehr Leute dazu bringen in den Beruf zu gehen, damit sich das ganze Verbessert. Natürlich müssen auch solche Sachen wie Bezahlung angepasst werden, aber mehr potenzielle Anwerber führt zu mehr Leuten die dauerhaft in den Beruf gehen.
Ja, weil das mit dem alten Zivildienst so super funktioniert hat. Schau dir doch mal die Abbruchraten in der Pflegeausbildung an (46% in NRW): Die Arbeitsbedingungen sind einfach so scheiße, dass sich das kaum jemand antun will. Da mangelt es nicht an Interesse.
Wie wärs wenn man die Arbeitsbedingungen und Löhne in den entsprechenden Branchen signifikant verbessert anstatt ein paar Teenager als unterbezahlte Zwangsarbeiter einzusetzen?
Die Löhne werden auch verbessert werden müssen. Die Arbeitsbedingungen können nur durch mehr Personal verbessert werden, was mit mehr Leuten, welche in diesen Beruf rein schauen, automatisch passiert.
So schwer es mir fällt, ich muss das positiv kommentieren...
Etwas für die Gesellschaft zu tun, in der man lebt und diverse Vorteile genießt, sollte in die Erziehung einfließen. Auch um zu lernen dass unser Wohlstand einen Preis hat. Und ob das dann beim Militär, im sozialen Bereich oder im Umweltschutz gelernt wird, darf ruhig jedem mündigen Bürger ab 18 selbst überlassen werden. Aber trotzdem muss hier eine Pflicht her, um den Preis klar zu machen. Die Einsicht kommt erst mit der Erfahrung!
Wie im schwedischen Modell wird es einen Teil geben, der an der Waffe dienen will. Es gibt einen Teil der mal in die Pflege reinschnuppern möchte. Es gibt einen Teil Vogelbeobachter.
Warum verweigern wir unserer Jugend die Erkenntnis dass Demokratie Einsatz bedeutet? Es genügt nicht 12 Jahre auf die Schule zu gehen und danach die Lorbeeren zu kassieren. Demokratie ist hart, Mann! Egal ob mit der Waffe im Dreck oder im Katastropheneinsatz fürs THW.
Das ist ein einigermaßen sinnloses Argument, wenn man den Preis dann bezahlen muss, wenn man noch nichtmal im Leben angekommen ist und das alles zu schätzen gelernt hat, findest du nicht?
Für die Gesellschaft was tun, ist absolut begrüßenswert, und das zu fördern auch. Aber fördern, nicht fordern. Man könnte das ja aber indes von den reichen Profiteuren der Wohlstandsgesellschaft einfordern, nämlich in Form von Kapitalertrags- und Erbschaftssteuern. Dann könnte man sogar das Geld in Teilen wiederum verwenden und attraktive Angebote bei der Bundeswehr schaffen, so dass junge Menschen sich vielleicht sogar freiwillig für eine Laufbahn entscheiden (ja, das ist unweigerlich erforderlich, ist halt so, Friedensdividende und so).
Wir verweigern unserer Jugend die Erkenntnis, dass Demokratie Einsatz bedeutet, wenn wir sie durch ein kaputtes Schulsystem prügeln, dann in Dreckpfützen kriechen lassen und zum Dank sie ohne Aufstiegsmöglichkeiten in eine Gesellschaft entlassen, wo sie sich nichtmal eine Wohnung zur Miete leisten können.
Das ist ein einigermaßen sinnloses Argument, wenn man den Preis dann bezahlen muss, wenn man noch nichtmal im Leben angekommen ist und das alles zu schätzen gelernt hat, findest du nicht?
Welchen Preis sprichst du an? Ein Jahr für die Allgemeinheit zu leisten? Genau das ist mein Argument: warum sieht jeder das als Verlust? Es muss nicht mal ein Gewinn sein, einfach ein neuer Blickwinkel.
Naja, es ist ja nicht so als wäre das Ehrenamt in Deutschland eine unbekannte Sache. In vielen Bereichen verlässt sich der Staat für wesentliche Aufgaben auf Ehrenamtliche. Und diese haben in der Regel auch eine Jugendabteilung.
Mit dem FSJ lässt sich auch in soziale Berufe schnuppern und die Bundeswehr ist ohnehin offen für Bürger die Dienst an der Waffe machen möchten.
Ich sehe hier viel eher das Problem, dass die Jugend schlussendlich Lückenfüller spielen soll und das als "Gesellschaftsleistung" verkauft wird. Und der Aufwand bleibt schlussendlich bei den Trägern und Vereinen hängen. Ob so ein Zwang wirklich die passende Motivation für junge Menschen ist?
Ehrenamt beinhaltet immer den freiwilligen Einsatz. Und wir sollten alle mit der Lebenslüge aufhören wir suchten uns nicht alle den unkompliziertesten Weg durch das Gewirr des Lebens. Wenn etwas freiwllig ist und ich keinen Bock darauf habe hat das Rote Kreuz halt keinen Nachwuchs. Wen juckt's?
Niemand geht 12 Monate einen ungewissen Karriereweg wie ein freiwilliges Jahr ohne dazu gezwungen zu werden. Aber dieser Zwang kann bei einem kleinen Teil einen sehr großen Einfluss haben. Und dieser kleine Teil wird dafür sorgen dass das so bleibt, trotz aller Widrigkeiten.
Und einem großen Teil wird einfach nur klar gemacht dass es eben noch andere Verpflichtungen gibt um gemeinsam zu funktionieren.
Warum muss gerade die Jugend Einsatz für die Demokratie lernen, wenn bspw gerade Menschen mittleren Alters Demokratiefeindliche Parteien wählen(die hatten tatsächlich sogar meistens Wehrpflicht), alte Menschen die Lebensgrundlage ruiniert haben, große Teile des Vermögens eben nicht bei der Jugend liegen usw.
Demokratie ist hart, Mann!
Die Menschen, die von einer Wehrpflicht betroffen sein werden, werden wahrscheinlich früher die Wehrpflicht/Pflichtdienst ableisten bevor sie überhaupt ihr Wahlrecht haben und auf sowas Einfluss nehmen können. Macht so richtig Bock auf Denokratie.
Warum muss gerade die Jugend Einsatz für die Demokratie lernen, wenn bspw gerade Menschen mittleren Alters Demokratiefeindliche Parteien wählen(die hatten tatsächlich sogar meistens Wehrpflicht), alte Menschen die Lebensgrundlage ruiniert haben, große Teile des Vermögens eben nicht bei der Jugend liegen usw.
Dieser Gedanke ist leider extrem kurzsichtig und sehr gefährlich. Es reicht heute nicht auf die anderen zu zeigen. Das sollte doch jedem klar sein. Ja, alle Generationen davor haben Fehler gemacht, ist es nicht Zeit zu zeigen dass man es besser kann? Ein Einbringen der eigenen Stärken in Gebiete die man bisher strikt abgelehnt hat - aus eigenener Erfahrung weiss ich: meist aus Unwissenheit - kann durchaus bereichern. Und nochmal: egal ob beim Militär oder beim Umweltamt.
Ich glaube auch, dass es der Bundeswehr durchaus gut tun würde, wenn da wieder vermehrt "normalere" Menschen kleben bleiben. Würde vielleicht helfen den Verein vom rechten Rand wieder etwas in die Mitte zu rücken.
Puh, ich kann leider aus Erfahrung die Aussage, es würden keine "normalen" - was auch immer das heißt - Bürger in der Bundeswehr arbeiten, nicht unterstützen. Aber grundsätzlich tut einer Gemeinschaft, egal wie militant oder nicht, Einfluss junger Menschen gut. Es ist wie bei allem, ein Geben und Nehmen. Der Institution tut es gut jungen Menschen zu gefallen, junge Menschen lernen dass ihre Kraft gebraucht wird. Wo ist da kein win-win?
Was ist das eigentlich immer für eine Sabblerei über diesen ominösen Wohlstand. Wessen Wohlstand? Junge Menschen können damit ja nicht gemeint sein. Nur weil wir den höchsten Anteil an Milliardären in Europa haben, die sich an unserer Gesellschaft bereichern, haben wir noch lange keine Wohlstandsgesellschaft, in der es allen Menschen super geht (ist natürlich für Leute im Alter 50+ schwer vorstellbar).
Es kann doch kein ernsthafter Vorschlag sein, nach mehreren krisenreichen Jahren, eine Generation zur Zwangsarbeit zu verpflichten, die ohnehin miserable Zukunftsperspektiven hat und seit Jahren von der Politik dieses Landes konsequent zurückgelassen wird. Wie realitätsfern und naiv kann eine Forderung eigentlich bitte sein? Und sich dann darüber lautstark beschweren, dass junge Menschen angeblich so politikverdrossen sind.
Warum verweigern wir unserer Jugend die Erkenntnis dass Demokratie Einsatz bedeutet? Es genügt nicht 12 Jahre auf die Schule zu gehen und danach die Lorbeeren zu kassieren. Demokratie ist hart, Mann! Egal ob mit der Waffe im Dreck oder im Katastropheneinsatz fürs THW.
Ja. Eine lebenswerte Gesellschaft ist keine Einbahnstraße. Ein Militär zu haben, ist leider ein notwendiges Übel. Für die Leute, die das nicht wollen, gibt es ja ausreichend Alternativen. Die Bereiche, in denen Zivildienstleistende eingesetzt wurden, waren alle der Allgemeinheit zuträglich. Die Leute, die hier was über von Pflegeunternehmen geknechteten Zivis schwadronieren, sind wohl zu jung, um zu wissen, dass damals das Gesundheitswesen noch weitgehend in öffentlicher Hand war. Dass sie das nicht wissen, spricht Bände über den Zustand unseres Bildungssystems und über das gesellschaftspolitische Interesse dieser Leute. Wer unbedingt "kein Jahr verlieren" wollte, konnte ja auch zum Katastrophenschutz gehen. Hab ich auch gemacht. Nicht beim THW, sondern bei der Feuerwehr, aber das ist dasselbe in Rot. (um unsere armen BWL-Justuse und Karrierebastler nicht mit schwarzem Humor zu überfordern, verzichte ich bewusst auf die hier eigentlich übliche Lästerei) Damals musste man sich noch für 7 Jahre verpflichten.
Alle gesellschaftlichen Bereiche, die von der Wehrpflicht betroffen waren, haben unter ihrer Abschaffung Aussetzung massiv gelitten. Natürlich kann man in der kurzen Dienstzeit (von Zivildienst und Wehrdienst, beim Ka6tastrophenschutz sah das etwas anders aus) niemanden zu einer hohen Qualifikation ausbilden, aber die Leute konnten den qualifizierteren viel Arbeit abnehmen. Außerdem wurden Leute, die kein Abitur gemacht haben, erst nach Abschluss ihrer Berufsausbildung eingezogen, es gab also durchaus eine Menge Leute, die eine gewisse Qualifikation hatten, die man nur richtig einsetzen musste (Das gilt sowohl für Militär- als auch Zivildienst, denn in beiden Bereichen gab und gibt es Bedarf für alle möglichen Berufe).
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Zustand des Katastrophenschutzes im Vergleich zur Zeit vor der Aussetzung der Wehrpflicht erbärmlich ist. Ja es gibt noch Leute, die das machen, aber die stecken im Durchschnitt wesentlich weniger Zeit da rein. Zu meiner KatS-Zeit waren das zusätzlich zum regulären Dienst in meiner Organisation je ein Samstag im Monat Übungsdienst mit dem KatS-Zug. Natürlich wurde da getrickst und auch das Grillfest im Sommer und die Weihnachtsfeier als 8-stündige Übung angegeben, aber auch ohne diese 2 Termine war das noch wesentlich mehr Übungsdienst, als das, was die meisten Leute freiwillig zu leisten bereit sind. Auch gegenüber den Arbeitgebern gab es wesentlich mehr Handhabe als heute, wenn sie Leute nicht zum Dienst freistellen wollten. Das ging dann ungefähr so: (natürlich in einem bürokratischeren Tonfall, denn die entsprechenden Bescheide kamen von einer Behörde) "Was, Du willst Deinen Mitarbeiter nicht zum Dienst gehen lassen, zu dem er verpflichtet ist? Hier, bezahl' erst mal genug Strafe, dass Du den damit mehrere Monate lang bezahlen könntest, und wenn das nochmal passiert, musst Du für längere Zeit auf ihn verzichten, denn dann erlischt seine Freistellung vom Wehrdienst und der wird sofort eingezogen."
Die Bereiche leiden unter der Aussetzung, weil sie jämmerlich kaputt gespart werden. Das wird sich auch nicht verändern, wenn man da haufenweise unmotivierte junge Leute drauf schmeißt. Zivildienst war auch damals nur ein Pflaster für die Symptome eines kaputten Systems. Wenn man da jetzt ein neues Pflaster draufklebt, verzögert das höchstens das Zusammenbrechen ein Stück.
Wehrpflicht ist halt so Rückständig. Zu irgendwas gezwungen werden, ist einfach nicht mehr Zeitgemäß. Wenn man Volljährig ist, ist man die zwänge los. Gut die Berufsschulpflicht endet nicht zum 18., sondern erst zum Ende des Schuljahres, wenn ich noch richtig informiert bin. Erst wenn ich was will, muss ich auch was geben. Will ich kein Geld vom Amt, muss ich mir auch keine Arbeit suchen usw.
Das Militär ist halt auch echt nicht gerade populär. So auf Krieg hat nicht jeder Bock und auch mit dem Unterordnen nicht. Und dann als Ersatz irgendwelche Arbeiten verrichten, auf die man kein Bock hat?
Wenn man wieder Leute braucht, sollte man einfach ein attraktiveres Angebot machen. In den USA wird ja einem durchaus die Schulbildung bezahlt. Man könnte hier auch was ähnliches machen. Wohnung, Führerschein, irgendwas lässt sich bestimmt finden, was die jungen Leute hinterm Ofen her holt.
Die Bundeswehr kümmert sich natürlich um Unterkünfte für Soldaten.
Führerscheine kannst du da auch machen, für alles mögliche.
Die Bundeswehr-Uni bietet zahlreiche Studiengänge an, du musst dich nur lange genug verpflichten.
Da ist höchstens ein Problem in der Öffentlichkeitsarbeit, so dass die Leute nicht genug über die Möglichkeiten wissen.
In den USA wird ja einem durchaus die Schulbildung bezahlt.
Abgesehen davon, dass man auch in der Bundeswehr eine Ausbildung machen kann, weiß ich nicht ob der Vergleich mit den USA wirklich so passend ist.
Dort ist die Armee oft genug die letzte Möglichkeit nicht komplett abzurutschen und sich ein Einkommen und Unterkunft zu sichern. Die Bundeswehr als soziales Auffangnetz ist glaube ich nicht das Ziel der Union.