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Kevin Kühnert: "Am Ende war da ein Gefühl von absoluter Vergeblichkeit"

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Sein Rücktritt kam so unvermittelt, dass selbst seine engsten Mitarbeiter überrascht waren. Wenige Stunden bevor er an die Öffentlichkeit ging, rief Kühnert sein Team zusammen. Es hieß, es gebe etwas zu feiern, die Sekretärin stellte Sekt bereit. Dann eröffnete Kühnert seinen Leuten, dass er sein Amt niederlege. Alle weinten, den Sekt rührte niemand an. So erzählt es eine frühere Mitarbeiterin von Kühnert.

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  • Vor sieben Jahren, als ich Kühnert zum ersten Mal traf, fragte ich ihn, warum er Politiker geworden sei. Er erinnerte sich an ein Gefühl, das ihn in jungen Jahren beflügelt habe: das Gefühl, etwas verändern zu können. Kühnert erzählte von seinem ersten politischen Erfolgserlebnis: Mit den Juso-Kollegen hatte er durchgesetzt, dass Bedürftige in Berlin ein vergünstigtes Ticket für den Nahverkehr bekommen. Jahre später, da war Kühnert längst Generalsekretär, habe ich mit ihm noch einmal über dieses Gefühl gesprochen. Ich fragte ihn, wann er es zum letzten Mal empfunden habe. Kühnert musste lange nachdenken. Dann sagte er: beim Heizungsgesetz. Kühnert war es gelungen, dem Gesetzestext eine Klausel hinzuzufügen, die es Hausbesitzern verbietet, die Kosten für den Heizungstausch vollständig auf die Mieter umzulegen. Aus sozialdemokratischer Sicht war das ein Erfolg. Allerdings einer, der in der allgemeinen Empörung, die das Heizungsgesetz entfachte, unterging.

    [...]

    Mittlerweile glaube ich, dass Kühnerts Rücktritt ohne dieses Puzzleteil nicht zu verstehen ist. Dass er nicht nur aufgegeben hat, weil es den Radikalen gelang, ihn einzuschüchtern. Sondern auch, weil er den Glauben daran verlor, dass die Mitte überhaupt noch bereit ist, sich zusammenzuraufen.

    Jep, so sieht ein gebrochener Wille aus.

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