Ist zwar schon ein älterer Text von 2022, aber ich bin irgendwie dabei gelandet, weil ich morgen eine Wand auch damit neu tapezieren werd.
Was denkt ihr über Rau(h)fasertapete?
Wer einmal den Luxus hatte, in einer Wohnung mit Kalkputz zu leben, fühlt sich bei Rauhfaser, als würde man in einem Schuhkarton wohnen. So ist es zumindest bei mir.
Während meiner Zeit in den USA gab es keine Raufasertapete. Da wird die Textur meiner Erinnerung nach einfach auf Gipsplatten mit Kartonverschalung aufgesprüht. Ohne Textur kann man Löcher auch wesentlich einfacher reparieren.
Jetzt wo unser Haus in der Schweiz einen Tapetenersatz bräuchte, mag ich das Konzept Raufasertapete gar nicht. Einfach ein Haufen Arbeit... Die Textur wäre es mir nicht wärt.
Der riesige Vorteil von Raufasertapete (und der Grund warum ich sie wieder drauf pappe) ist mMn dass sie sehr viel verzeiht und kaschiert, wie das auch im Artikel kurz angesprochen wird. In meinem Fall (Altbauwand) war unter der alten Tapete eine unansehnliche Menge von alten Farbschichten, Spachtelmasse und blankem Putz, wo die alte Farbe abgeblättert war. Eh ich versuche, das alles schön glatt zu bekommen und perfekt auszubessern, mache ich lieber das gröbste (was auch schon viel ist) und klatsche dann Raufaser drüber. Ist aber auch nur eine Mietwohnung, im Eigenheim würde ich da vermutlich auch anders rangehen.
Geil:
Die Raufaser ist, gemessen an den Verkaufszahlen, der beliebteste Wandbelag in Deutschland. So stand es bis 2011 auf Wikipedia. Dann strich ein anonymer Nutzer das Wort "beliebteste" und ersetzte es durch "am meisten verbreitete". Erfunden hat die Raufasertapete, so erfährt man in dem Artikel, 1864 ein Apotheker namens Hugo Erfurt. Jemand mit einer IP-Adresse in Halle ergänzte eines Nachts: "der Huansohn". Aus Wuppertal, wo Raufaser bis heute produziert wird, machte jemand "Wupperanal", aus dem Apotheker einen Sadomasochisten. Der Vandalismus wurde behoben, die Ressentiments aber sind geblieben