Ah, geil, mal wieder ein Thema, wo sich die Experten uneinig sind, und ich weder die Qualifikation noch die Motivation besitze, zu urteilen, welcher jetzt den Stand der Wissenschaft vertritt und welcher irgendein abseitiger Spinner ist, und warum die Medien ihn trotzdem zitieren.
Um diese Dissonanz zwischen Gewissen und Verhalten aufzulösen, braucht es eine klug klingende Ausrede.
Ich verrate dir mal ein kleines Geheimnis: Wenn du zu Leuten hingehst und ihnen sagst "du weißt aber schon, dass Fleisch unmoralisch und umweltschädlich ist" (natürlich wirst du es etwas eloquenter ausdrücken), und sie erzählen dir irgendeine Ausrede von wegen "wenn es dann eines Tages Laborfleisch gibt" oder "ja aber nur ganz wenig und nur vom Bauern nebenan" - dann ist diese Ausrede nicht für sie selber gedacht, um mit ihrem Verhalten leben zu können, denn das können sie so oder so, sonst würden sie es ja nicht tun. Die Ausrede ist für dich gedacht, damit sie dir nicht sagen müssen "sorry, ich möchte nicht mit dir über dieses Thema diskutieren".
Ich glaube, wir reden ein wenig aneinander vorbei. In meinen Augen ist der moralische Imperativ des "sich-ändern-müssen" nur für eine sehr kleine Blase relevant. Der große Teil der Menschheit ändert sich genau dann, wenn er nicht mehr anders geht, und hat bis zuletzt die Hoffnung, dass es auch ohne Veränderung irgendwie geht. Ob es um Fleisch oder Kraftstoff geht.
Der Unterschied ist, was passiert, wenn diese Hoffnung sich als falsch herausstellt. Bei der Ernährung kann man sich dann halt gezwungenermaßen auf vegane Ernährung umstellen, beim Auto ist das etwas schwieriger.
Oder anders gesagt: Auch wenn jemand nicht an Laborfleisch glaubt, zu sagen "ich esse so lange Fleisch, bis es mir zu teuer wird, und dann werde ich halt Veganer" - das mag für dich eine moralisch minderwertige Entscheidung sein, aber sie ist vom praktischen Standpunkt her machbar. "Ich fahre so lange mit Benzin, bis es zu teuer wird, dann steige ich auf Strom um" hingegen ist für die meisten Menschen gar nicht praktikabel, weil sie sich nicht einfach so mal ein neues E-Auto leisten können (ganz zu schweigen davon, dass die Autoindustrie diese Autos erst noch produzieren muss); eine Investition in einen neuen Verbrenner macht überhaupt nur Sinn, wenn man an E-Fuels glaubt (oder von vornherein plant, das Auto vor Ablauf seiner Lebensdauer in die Tonne zu kloppen).
Ja gut, wenn es dir einfach darum geht, auf die Leute herabzublicken, die zu dumm sind, das zu tun, was du für richtig erkannt hast, sind sachliche Unterschiede natürlich irrelevant.
Aber einfach für den Fall, hier nochmal der Unterschied: Fleisch ist sowohl ethisch als auch ökologisch problematisch; die offensichtliche Alternative ist Veganismus. Was die ethische Seite betrifft, hast du halt Leute, die andere Wertvorstellungen haben als du; das hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Was die ökologische Seite betrifft, wird halt eines Tages der ökologische Preis in den Verkaufspreis des Fleisches eingerechnet werden, und wer rechtzeitig seine Ernährung auf vegan oder zumindest sehr fleischarm umgestellt hat, wird weniger hart davon getroffen werden; die anderen werden sich halt relativ schnell umstellen müssen, sei es auf vegane Ernährung oder auf (wahrscheinlich immer noch teures) Laborfleisch.
Bei den Verbrennern hast du keine ethische Frage (Verbrenner sind in der Herstellung nicht unethischer als E-Autos), aber was die ökologische Seite betrifft, können sich die Leute eben nicht einfach so mal umstellen, wenn das Benzin irgendwann das kostet, was es aus ökologischen Gründen kosten sollte, weil sie finanziell in ihrer Investition in ein bestimmtes Fahrzeug gefangen sind. Die Kaufentscheidungen von heute bestimmen, welche Energiequellen wir in 20 Jahren benötigen werden. Da macht es einen Unterschied, ob die Kaufentscheidungen heute aufgrund des Versprechens einer Technologie getätigt werden, das dann nicht eingelöst wird.
Vielleicht möchte man das, und mit seinem eigenen Körper darf jeder gerne machen, was er möchte, aber vielleicht sollte man auch auf die Ernährungswissenschaftler hören, wenn man die Verantwortung für die Ernährung eines anderen Menschen trägt.
Manche Leute sehen vegane Ernährung nunmal für sich selbst nicht als Alternative. Mag sein, dass einige davon ihre Einstellung irgendwann ändern werden, wenn Fleisch zu teuer wird, oder wenn sie tolle vegane Rezepte kennenlernen, aber all das hat nichts mit Laborfleisch zu tun.
Wer heute weiterhin Tiere isst sich aber auf Laborfleisch freut sollte einfach mal überlegen was, wie du ja richtig sagst, heute schon möglich ist.
Für manche Leute ist oberste Priorität, dass keine Tiere leiden, und so lange es kein Laborfleisch gibt, muss man sich halt vegan ernähren. Für andere Leute ist oberste Priorität, dass sie Fleisch essen können, und solange es kein Laborfleisch gibt, muss es eben von Tieren stammen. Für beide Gruppen ist es für ihre derzeitige Ernährung völlig irrelevant, ob sie daran glauben, dass es in der Zukunft Laborfleisch geben könnte oder nicht.
Wenn es dieses Luftschloss nicht gäbe müsste man sich vielleicht anders damit auseinandersetzen.
Dann würden die Leute eben sagen, dass Fleisch zwar ethisch und ökologisch problematisch sei, aber halt leider keine Alternative verfügbar ist.
Der Vergleich mit dem E-Fuel hinkt; dort ist das Problem, dass all die Leute, die sich jetzt einen Verbrenner anstelle eines E-Autos kaufen "weil in ein paar Jahren kann ich den ja umweltfreundlich mit E-Fuels betreiben", sich auf Jahre hinaus darauf festlegen, einen Verbrenner zu fahren, und (mangels tatsächlich verfügbarer E-Fuels) fossile Kraftstoffe zu verbrennen. Auch wenn sie nächstes Jahr feststellen, dass Benzin sauteuer geworden ist, und E-Autos eigentlich gar nicht so übel sind, liegt halt ein neues (E-)Auto die nächsten paar Jahre einfach nicht drin. Bei der Ernährung hast du keine derartigen Investitionen, die dich auf Jahre hinaus fesseln; die Ernährung kannst du jederzeit umstellen, wenn du das denn willst.
20 Jahre in denen mit “Wenn es verfügbar und billiger, und leckerer und gesünder ist, dann!” einige Menschen ihr Verhalten entschuldigen.
Du meinst, die Leute, die jetzt Fleisch essen, aber behaupten, auf Laborfleisch umsteigen zu wollen, "sobald es günstig und lecker und verfügbar ist", würden sich vegetarisch oder vegan ernähren, wenn es die Aussicht auf Laborfleisch nicht gäbe?
»Wenn ich also eine der Welterbestätten in Südafrika umfassend aufgezeichnet habe, dann können wir sie plattmachen und darüber ein Einkaufszentrum errichten?«
Das wird hierzulande in der Tat genau so gemacht, wenn bei Bauvorhaben mal wieder die Überreste einer keltischen Siedlung auftauchen.
Bei Alkoholsucht oder der Abhängigkeit von "harten" Drogen gibt es fast immer einen Verlauf in dem sich die Sucht verschlimmert. Kaum ein Alkoholiker bleibt bei z.B. 5 Bier pro Tag und denkt sich dann "jo, das ist der sweetspot, mehr brauch ich nicht".
Das beschreibt aber relativ gut das Konsumverhalten vieler Raucher. So gesehen würde das dann wiederum dafür sprechen, dass Nikotin nicht im gleichen Sinne "süchtig" macht wie Alkohol und Kokain.
Kritiker dieser Forschung wenden ein, dass man von etwas, das lebensnotwendig ist, nicht süchtig werden kann.
Dass Krankheit, wie alles andere, letztlich ein soziales Konstrukt sei, ist zwar eine Binsenweisheit, aber beim Lesen dieses Artikels wird es einem einfach nochmal deutlich gemacht: "Sucht" existiert nicht als objektive Kategorie, sondern die Gesellschaft definiert einfach einen Satz an "verwerflichen" Verhaltensweisen (Alkohol, Kokain, Glücksspiel, Pornos... und in den Augen mancher Leute eben auch ungesundes Essen) und die Medizin feilt dann so lange am Suchtbegriff herum, bis er auf all diese Verhaltensweisen passt. Und darum haben dann zB SSRI keine "Entzugserscheinungen", sondern nur "Absetzerscheinungen", weil es ja gute Medikamente und keine bösen Drogen sind...
Zum Glück gibts immerhin noch den alten Eisenbahntunnel und (solange es das Wetter erlaubt) die Passstrasse. Und in zehn Jahren dürfte beim Strassentunnel die zweite Röhre gebaut und die erste Röhre saniert sein, dann wäre eine Situation wie jetzt auch einfacher zu bewältigen.
Plus einige, die zwar in anderen Bereichen angesiedelt sind, aber relativ klar auch auf Migrantis abzielen (z.B. “Die Bestrafung Krimineller ist wichtiger als deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft.”)
Erstens ist diese Frage nicht in der Kurzversion enthalten (reden wir über denselben Fragebogen?), und zweitens finde ich nicht, dass diese Frage etwas mit dem Thema Migration zu tun hat; wenn du bei Kriminalität automatisch an Migranten denkst, ist das dein Problem.
Ich habe aber die Fragen nochmal angeschaut, und die Frage "Soll die Schweiz die Bilateralen Verträge mit der EU kündigen und ein Freihandelsabkommen ohne Personenfreizügigkeit anstreben?" aus dem Bereich Aussenbeziehungen hat ebenfalls mit dem Thema Migration zu tun, insofern sind es jetzt nach meiner Zählung sechs (Vollversion) bzw. fünf (Kurzversion) Fragen.
Ich habe die Vollversion gemacht und fand das Thema Migration nicht übervertreten. Einer von 14 Themenbereichen, plus eine Frage aus einem anderen Themenbereich (die Frage nach Grenzkontrollen im Bereich Sicherheit und Armee); insgesamt befassen sich 5 von 75 Fragen irgendwie mit dem Thema Migration. Ich habe mir jetzt auch noch die Kurzversion angeschaut, und dort wurde das Thema Migration weniger stark zusammengestrichen als andere Themen, insofern ist es dort stärker vertreten. Trotzdem, es sind insgesamt auch nur 4 von 30 Fragen. Wovon zwei sich mit erleichterter Einbürgerung bzw. Wahlrecht für Ausländer befassen und man der Umfrage insofern auch nicht vorwerfen kann, mit den Fragen nur "rechte talking points aufzugreifen".
Und zwar auf den Zug auf (nicht nach) Bern, der am (nicht um) halb zwei fährt.
Die einzige Person, die ich kenne, die ein solches Plüschtier besitzt, ist eine (cis-)Frau, also...