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Fridays for Future im Ausnahmezustand: Klimabewegung zerrissen

taz.de Fridays for Future im Ausnahmezustand: Klimabewegung zerrissen

Die Nahostdebatte heizt bestehende Konflikte um Antisemitismus und Rassismus bei Fridays for Future an. Hat die globale Klimabewegung so eine Zukunft?

Die Nahostdebatte heizt bestehende Konflikte um Antisemitismus und Rassismus bei Fridays for Future an. Hat die globale Klimabewegung so eine Zukunft?

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35 comments
  • Was ich nicht verstehe ist, warum eine Klimabewegung wie FFF überhaupt Stellungnahmen zu nicht klimarelevanten Themen abgibt.

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    • Weil man als Mensch natürlich dazu eine Meinung hat, als Mensch der eine große Bewegung leitet sowieso.

      Bloß fehlt ihnen leider die Weitsicht / Erfahrung / was auch immer, diese Meinung über ihre privaten Accounts zu verbreiten (und selbst das könnte kritisch sein - wenn du ein sichtbarer Teil von etwas bist, dann kannst du noch so oft dazu sagen dass das nur deine Haltung ist - in den Köpfen der Menschen sprichst du auch immer für deine Gruppe).

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    • Weil das das normalste auf der Welt sein sollte. Es gibt leider ein paar Themen, zu denen mensch sich nicht äußern kann, ohne einen Teil der Bevölkerung vor den Kopf zu stoßen. Diese Themen sind international nicht dieselben. Gerade Israel und Antisemitismus wird in Deutschland ganz anders debattiert als in anderen Ländern.

      Dazu kommt noch, dass wir alle keine Klimabewegungen, sondern Klimagerechtigkeitsbewegungen sind. Das Klima selbst kann uns ja völlig egal sein. Es geht immer um Gerechtigkeit, gegenüber der Jugend, gegenüber zukünftigen Generationen und gegenüber dem globalen Süden. Eine Klimabewegung ohne Gerechtigkeit existiert nicht.

      Daraus folgt zB, sich mit den Kämpfen südamerikanischer Indigener gemein zu machen, die sich gegen Regenwaldzerstörung und Rohstoffausbau zur Wehr setzen. Oder die Stimmen ehemaliger Kolonien um den Äquator herum zu hören, die immer stärker von tödlichen Hitzewellen betroffen sein werden oder deren Inseln stetig im Meer versinken. Die Länder und Menschen, die am wenigsten für die Erderhitzung verantwortlich sind, leiden am meisten darunter und werden derzeit in Form eines modernen Kolonialismus ausgebeutet.

      Deshalb ist es naheliegend, solche Ausbeutungsverhältnisse und Machtgefälle überall anzuprangern. Dazu gibt es auch viel Theorie und viel historische Praxis, vor allem die Sowjetunion und Teile der Linken waren oft schnell dabei, alle möglichen Aufstände und Revolutionen als Kampf gegen amerikanischen Imperialismus zu verstehen und sich mit allem zu solidarisieren, was irgendwie gegen die USA gerichtet war, oder gegen (ehemalige) Kolonialherren in Europa, oder eben auch gegen Israel als Protegé der USA im nahen Osten. Mit der bisherigen Behandlung der Palästinenser - Amnesty International und Human Rights Watch bezeichnen das als Apartheid - liegt es nahe, sich hier ebenfalls mit den von Israel Unterdrückten zu solidarisieren.

      Ich hoffe, dass es etwas klarer geworden ist, weshalb das Bedürfnis bestand, das auch zu thematisieren.

      Ich glaube auch, es war kurzsichtig, verkürzt, zum falschen Zeitpunkt, mit einer einseitigen Message und letztlich vermutlich insgesamt negativ, dass sie sich überhaupt geäußert hat. Aber ich finde es traurig, dass die Gesellschaft so ist, dass a) mensch sich nicht zu diesem Thema öffentlich äußern kann, b) ich als Klimaaktivist nur noch Klima machen kann und zu gewissen Themen deshalb öffentlich die Fresse halten muss und c) jetzt ein Haufen Leute, die sich vorher schon weder für Klimagerechtigkeit interessiert haben noch für Mitgefühl mit allen Menschen, sich gegenseitig damit ausreden liefern, weiterhin nichts zu tun, sich rechtschaffen zurückzulehnen und sich moralisch im Recht damit wähnen, weiter unsere Lebensgrundlagen zu zerstören.

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      • Dazu kommt noch, dass wir alle keine Klimabewegungen, sondern Klimagerechtigkeitsbewegungen sind. Das Klima selbst kann uns ja völlig egal sein.

        Verstehe ich nicht. Wie kann euch für Klimagerechtigkeit "das Klima völlig egal sein"? Eine Klimabewegung ohne Gerechtigkeit existiert nicht aber eine Klimabewegung ohne Klima?

        a) mensch sich nicht zu diesem Thema öffentlich äußern kann, b) ich als Klimaaktivist nur noch Klima machen kann und zu gewissen Themen deshalb öffentlich die Fresse halten muss

        Ich denke hier muss man differenzieren zwischen Meinungsäußerungen von individuellen Mitgliedern und Statements über öffentliche Kanäle der Organisation, die dann schnell als "offizielle Meinung" empfunden werden. Man sollte sich bei solchen Statements überlegen, ob diese den Zielen der Organisation nützen oder ihnen schaden. Meiner Meinung nach war hier definitiv letzteres der Fall.

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    • Schau dir die Leute halt an, wenn sie das nächste mal ihren Namen tanzen. Das ist keine durchorganisierte Gruppe. Leider.

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  • Die Zeit hat ein höchst kluges und reflektiertes Interview mit Luisa Neubauer zum Thema. Wer wissen will, wo die Konflikte bei FFF gerade liegen, der sollte sich das durchlesen:

    https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2023-10/luisa-neubauer-greta-thunberg-israel-gazastreifen

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  • Richtig dumm wie die sich selbst ins Aus geschossen haben. Ich mein die dürfen ja gern ihre seltsame Meinung zu den Thema haben aber dann soll man das doch über seine privaten Account verbreiten und nicht über die von FFF.

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    • Ja oder einmal überlegen ob einem das veröffentlichen der eigenen Meinung so wichtig ist, dass man dafür in Kauf nehmen möchte, die Klima bewegung zu Schwächen.

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  • Nach Querlesen muss ich sagen, scheint wieder ein übereifriges Statement gewesen zu sein, dass man dann versucht zu rechtfertigen.

    Abgesehen davon ist die Position zu sagen das die Menschen aus Gasa (nicht die Hamas) es nicht verdient haben bombardiert zu werden ist klar. Menschen aus Gasa sollte geholfen werden, nicht den Hamas. Das wird so finde ich meist nicht ordentlich getrennt.

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  • Die taz war schon mal weiter im Recherchieren. Kein Wort dazu, dass FFF International kein FFF-Gremium ist, sondern ein Kanal mit einer handvoll Personen mit Zugriff, die kein Mandat zur Vertretung haben. Wie die taz in einem früheren Artikel schon mal festgestellt hatte, nach Tagesspiegel-Recherchen. Dann haben sie den von FFF ausgeschlossenen (!) Alleingänger-Pöbler gefragt und der sagt natürlich, dass das alles abgestimmt und legitimiert ist. Ist das euer ernst, taz?

    Auch die Gruppe der Mapa, bei der sich Mitglieder aus dem Globalen Süden sowie Schwarze, Indigene und People of Colour (BIPOC) aus dem Norden innerhalb von FFF organisieren, rief zum Widerstand gegen den „Genozid in Gaza“ auf.

    Hier sehen wir das Problem, dass sich eine privilegierte weiße deutsche Staatsräson der bedingungslosen Solidarität mit Israel mit der Ansicht marginalisierter und unterdrückter Gruppen beißt. Ist das beharren auf der privilegierten Position, Antisemitismus definieren zu dürfen und damit MAPA abzuqualifizieren, rassistisch? Das birgt viel Spaltungspotential.

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      • Jo sorry aber als in Deutschland aufgewachsener Palästinenser kann ich dir nicht zustimmen. Ich bin auch deutscher Staatsbürger und bin absolut gegen die Position der Regierung, sich bedingungslos mit Israel zu solidarisieren. Palästinensische Stimmen werden systematisch unterdrückt, Palästinensische Flaggen sind in Berliner Schulen verboten, Demos wurden pauschal für Wochen verboten.

        Ich fühle mich komplett Verarscht, niemand den ich kenne steht auf Terror und Hamas, wir sind aber genauso Menschen, die Träume, Ziele, Wünsche, Geschwister, Eltern, Kinder haben. Verwandte von meinem besten Freund sind gerade schwer Verletzt und liegen im Sterben, weil die Krankenhäuser alle entweder keinen Strom mehr haben, oder sogar bombardiert wurden. Hat Wochen nichts von teilen seiner Familie gehört. Einen Freund auf nem Video von nem Bombenangriff nach wochenlanger Funkstille gesehen. Die Leute haben ja größtenteils keinen Strom und kein Internet mehr.

        Das ist die Realität von uns. Und mir gehts noch gut. Dennoch müssen wir täglich darum kämpfen, überhaupt als Menschen gesehen zu werden („they’re human animals“). Die deutsche Öffentlichkeit (also Medien, Politik, etc.) juckt das absolut nicht. Komischerweise ist die halt auch größtenteils besetzt von weißen Eliten.

        Sterben scheint nur relevant, wenn es in unserem geopolitischen Interesse ist, dieses Sterben zu instrumentalisieren.

        Ich hab mich über die Solidarität mit den Ukrainischen Menschen gefreut, weil ich dachte, es ändert sich vielleicht endlich was. Tut mir unendlich leid, was den Leuten dort angetan wurde. Aber nö, Palästinenser sind wohl zu braun, zu muslimisch, zu weit weg, als dass man mit ihnen Empathie hätte.

        Israel ist sicherlich nicht allgemein globaler Süden. Wenn du in die palästinensisch gebliebenen Städte gehst, Nazareth, Umm Fahem, etc. Das ist globaler Süden, weil die keine Kohle für Infrastruktur kriegen.

        Aber geh mal zur Dizengoff-Str. oder in ein jüdisches Wohngebiet, da könntest du ebenso gut in New York oder im US-Suburb sein. Globaler Süden bedeutet Opfer vom westlichen Imperialismus und (ehemalige) Kolonien.

        Throwaway übrigens weil ich am Flughafen Tel Aviv immer verhört und gefilzt werde. Besteht leider jedes Mal das reale Risiko im Flughafenknast bis zum nächsten Rückflug zu landen, falls die was auf meinem Handy finden was ihnen nicht gefällt.

        Redet sich immer leicht über sowas zu sprechen wenn’s einen selbst nicht betrifft.

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      • Wer darf denn definieren, was Antisemitismus ist? Die Hauptursache des kompletten Konflikts liegt z.B. darin, dass die gesamte arabische Welt es als eine schreiende Ungerechtigkeit empfand, dass sie nach dem 2.WK gezwungen wurden, ein Teil des Gebiets an die europäischen Juden abzugeben. Von der Weltgemeinschaft. Angeführt von den Europäern der Welt, also inklusive der Europäer in Amerika, Australien etc. Weil die Juden in Europa in den vorangegangenen Jahren von den Deutschen und deren Komplizen millionenfach ermordet worden waren. Was wäre wohl aus dem deutschen Antisemitismus geworden, wenn die UNO den europäischen Juden stattdessen Schleswig-Holstein als Israel der Neuzeit geschenkt hätte?

        Nein, ich stelle das Existenzrecht Israels nicht in Frage! Genauso wenig wie das Existenzrecht Palästinas. (Das leider nicht zur deutschen Staatsräson gehört.) Ich frage allerdings, wessen Existenz ist denn objektiv durch wen gefährdet? Was sind Israel und seine Freunde bereit, frage ich, den Palästinensern zu geben, damit das Existenzrecht Palästinas überhaupt erstmal in Kraft treten kann? Die Antwort bis jetzt lautet leider: Absolut gar nichts! Gebt ihr euch gefälligst mit dem zufrieden, was wir euch gnadenhalber zugestehen.

        Und weil das die Antwort seit 50 Jahren ist und weil es nicht die geringsten Anzeichen dafür gibt, dass die Antwort auf diese Frage sich irgendwann in Zukunft ändern könnte… Auch weil "der Westen" nicht bereit ist, Israel in dieser Frage zu irgendetwas zu drängen oder seine Unterstützung an eine gerechte Lösung für die Palästinenser zu knüpfen… Deshalb wird es weiterhin Terroranschläge geben. Denn Terror ist die Kriegführung der Machtlosen, wenn sie die Hoffnung auf Gerechtigkeit verloren haben. Dann ist es auch egal, wie unrealistisch die Forderungen sind, die man stellt.

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      • Nenn mir mal die "richtige" Definition von Antisemitismus. Vielleicht fällt dir ja bei der Recherche auf, wie kompliziert allein schon diese Fragestellung ist. Zur Geschichte und Uneinigkeit über die richtige Definition fang am besten hier an: https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus#Definitionen

        es gibt ebenso kein Recht, sich Begriffe wie "Genozid" oder "Apartheid" zurechtzudefinieren wie einem das gerade in die Agenda passt.

        Meine Rede. Deshalb akzeptier einfach mal, dass Apartheid zutrifft anstatt dir das selbst zurechtzudefinieren. Wenn du wissen willst wieso, dann schau bei Human Rights Watch oder Amnesty International nach.

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  • Das palästinensische Volk ist nicht die Hamas und Israel nicht alle Juden der Welt. Das heißt beides darf man kritisieren oder sich mit solidarisch zeigen. In Deutschland kritisiert man Israel aus historischen Gründen nicht. Das ist aber nicht überall so. Was jetzt da mit FFF Deutschland passiert, ist ein weiteres Zeichen dafür dass in Deutschland ein Klima der Intoleranz grassiert. Sei es gegen Querdenker, Palifreunde oder in der Ukrainesache. Immer wird gegen alles eingedroschen, was nicht der NATO-Norm entspricht. Vielleicht versuchen wir einfach mal lockerer mit anderen Meinungen umzugehen? FFF Deutschland sehe ich deshalb als Teil des Establishments und entsprechend uninteressant sind da die Sprechblasen. Ich denke Thunberg hat auch einen ganz anderen Ansatz und sogar der Papst denkt anders über Ukraine und Gaza als der deutsche Politifilz. Wichtig ist aber bei diesem Konflikt nicht generell in Judenhass zu entgleiten. Das kann schnell passieren und da hätte Thunberg natürlich differenzieren müssen. Aber wieso erwarte ich das? Ist sie Berufspolitikerin? Soll sie so reden? Ist es überhaupt wichtig, was sie sagt? Also Sturm im Wasserglas.

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  • Schon gewagt diese Meinung. Diesen Antisemiten muss wohl mal jemand klar machen, dass Menschenrechte und Friedensaufwände dem Kampf gegen Terrorismus (und der Besiedelung der Westbank) im Weg stehen.

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